„Komm Heiliger Geist!“
Deutschlandtreffen der „Charismatischen Erneuerung“ 2013 – Gebet um ein neues Pfingsten
„Mittendrin“ – unter diesem Motto fand in Fulda–Künzell zum 7. Mal das Deutschlandtreffen des „Charismatischen Erneuerung“ (CE) statt. Vom 9. Mai, dem Tag Christi Himmelfahrt bis zum darauf folgenden Sonntag trafen sich an die 1500 Gläubige aus allen Diözesen Deutschlands um sich aufzumachen nach dem „Verheißenen Land“ in dem Gott mitten unter den Menschen wohnt. Auf die Teilnehmer, unter ihnen auffallend viele junge Familien und Kinder, wartete ein vielseitiges Programm. Für letztere waren – jeweils für die verschiedenen Altersgruppen – auch eigene Veranstaltungen vorbereitet. So konnten die Kinder u.a. mithelfen, dass mit selbst gebastelten Knetfiguren und mittels einer Digitalkamera ein Kurzfilm über den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten entstand. Bild für Bild konnte man sehen, wie Moses das Volk durch das rote Meer führt bis hinein in das gelobte Land. Und die Kinder wussten auch genau, wo das ist, nämlich da, „wo Gott ist, persönlich, und wo alle hinkönnen, die an ihn glauben“.
Am Himmelfahrtstag feierte zunächst Pfarrer Josef Fleddermann (Bremen), der stellvertretende Vorsitzende der CE Deutschlands, die Eröffnungsmesse. Dabei zeigte er, dass das Leitwort „Mittendrin“ auch eine wichtige Botschaft enthält, zumal das „verheißene Land“ ja mitten in unserem Leben, mitten in unserem Alltag zu finden ist.
In den Abendstunden kam dann ein Gast aus Südamerika zu Wort: Beatrice Spiers, die Generalsekretärin der CE in Brasilien: Sie konnte von einem gewaltigen Aufbruch in ihrem Land berichten. Nicht weniger als eine Million Menschen treffen sich da wöchentlich in 22000 Gebetsgruppen, um miteinander zu beten, sich für das Wort Gottes zu öffnen und einander im Glauben zu bestärken. Beeindruckend war, was sie über besondere Initiativen berichtete, mit denen dort versucht wird, auch die Fernstehenden mit der Botschaft Christi zu erreichen. So starteten junge Menschen die Aktion „Jesus an der Küste“, wobei sie zu den Badenden am Strand gehen, um Zeugnis von ihrem Glauben zu geben.
Sie konnte auch von einer weiteren Beobachtung berichten: Da wo in problematischen Stadtvierteln Gebetsgruppen entstehen, etwa in Gebieten mit erhöhter Kriminalität oder mit Rauschgift– und Drogenhandel, da ändert sich mit der Zeit das gesellschaftliche Klima, was auch von den dortigen Behörden dankbar vermerkt werde. Deshalb seien auch in Slums und in Gefängnissen viele Gebetsgruppen entstanden, wobei Gebet und Glaubensverkündigung mit tätiger Hilfe häufig Hand in Hand gingen.
Der Freitagmorgen brachte dann einen weiteren Höhepunkt: Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez (Fulda) sprach in der Eucharistiefeier über das „verheißene Land“ als dem großen Ziel, auf das wir alle zugehen, eine Realität, „die wir uns nicht wirklich vorstellen, sondern nur erahnen können.“ Als Christen würden wir in einer Umbruchsituation leben. Wir seien zwar „schon in die Gemeinschaft mit Gott aufgenommen, aber noch nicht im Himmel“. Aber wir sehnten uns nach dieser Erfüllung, die uns allen verheißen sei.
Das Programm der folgenden Tage bot viele Facetten. So war für die, die zum ersten Mal mit der „Charismatischen Erneuerung“ in Berührung kamen, ein eigenes Seminar „Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes“ angeboten. Zwei Workshops beschäftigten sich eingehend mit den Fragen der Neuevangelisierung. Dabei ging es praxisnah um Kreativität, Motivation und innere Haltung bei der Glaubensweitergabe in Familie, Freundeskreis und Wohnbereich. Ein Workshop beließ es nicht bei der Erörterung dieser Fragen, sondern ging anschließend selbst in die Innenstadt von Fulda, um mit Passanten evangelistische Gespräche zu führen. Dabei konnten sie auch mit Jugendlichen beten und ihnen die Hände auflegen.
Unter der Fragestellung „Katholische Kirche – wohin“ erörterten schließlich profilierte Vertreter und Seelsorger der CE, wie der Heilige Geist der Kirche helfen kann, die heutige Krise zu überwinden. Dabei wurde deutlich, dass die heute so dringende Neuevangelisation nur in der Kraft des Heiligen Geistes erfolgen kann. Deshalb wurde im Rahmen dieses Treffens folgendes Wort an die Kirche gerichtet, das dann auch vom Plenum verabschiedet wurde:
„Wir rufen unsere Kirche auf, sich nach dem Wirken des Heiligen Geistes
auszustrecken, weil er denen nahe ist, die ihn erwarten. Es ist die Bestimmung der
Kirche, hinzuhören auf das, was der Geist ihr sagen will. Wir nehmen in den Nöten
unserer Kirche und Gesellschaft wahr, dass der Geist Gottes zu einer
Neuevangelisierung drängt. Er lädt dazu ein, seine Charismen im ganzen Volk
Gottes zu entdecken und zu leben. Wir sehen das Wirken des Geistes in
Glaubenskursen, die Erfahrungsräume des Glaubens öffnen. Wir setzen uns ein für
neue musikalische Gebets– und Anbetungsformen (Lobpreis), Gebetskreise und
–orte, für neue Gottesdienstformen wie z.B. Segnungsgottesdienste. Wir rufen das
Volk Gottes, Laien, Priester, Bischöfe auf zum Gebet der Pfingstsequenz für ein
neues Pfingsten in unserer Kirche.“
Dr. Hansmartin Lochner